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Robert Bach

  • emiliemalmgren
  • 30. Apr.
  • 5 Min. Lesezeit

Robert Bonaventura Michael Wenzel Freiherr von Bach (1864-1927) wurde am 20. März 1864 geboren und am 2. April im Stephansdom getauft. Wir wissen sehr wenig über seine Mutter Maria Theresia Kolisko (1837-1922). Ihr Vater arbeitete als Jurist am kaiserlichen Hof in Wien. So könnte sie Roberts Vater Dr. Heinrich Joseph Freiherrn von Bach (1835-1915) kennengelernt haben, der aus einer renommierten Juristenfamilie stammte, die seit Generationen am kaiserlichen Hof tätig war. Heinrichs Brüder waren ebenfalls Juristen. Am bekanntesten ist Alexander Freiherr von Bach, der eine entscheidende Rolle in der Revolution von 1848 spielte. Wie sein Bruder, der Komponist Otto Bach (der Vater von Roberts späterer Frau Lenore), hatte auch Heinrich eine Leidenschaft für Musik und komponierte unter dem Synonym Heinrich Molbe.


Ein junger Robert Bach
Ein junger Robert Bach

Als Robert aufwuchs, setzte er die Familientraditionen fort: Er studierte in Wien Rechtswissenschaften, arbeitete im Außenministerium des kaiserlichen Hofes und spielte der Familienlegende zufolge zusammen mit Mitgliedern der Wiener Philharmoniker Geige. Robert war auch ein leidenschaftlicher Maler, aber wir haben noch keine Quellen über seine künstlerische Ausbildung gefunden.


Im Jahr 1890 heiratete Robert seine Cousine Lenore Bach und in den folgenden 13 Jahren bekamen sie vier Töchter: Therese, Katharina (Käthe), Maria und Henriette. 1893 erhielten Robert und Lenore von ihrem Onkel Alexander von Bach eine beträchtliche Erbschaft, die es Robert ermöglichte, seine Arbeit im Ministerium aufzugeben und sich auf die Leitung der Güter und die Entwicklung seiner Kunstpraxis zu konzentrieren.


Robert Bach, Lenore Bach mit ihren Töchtern, Öl auf Leinwand. Von links: Therese, Katharina, Lenore, Maria und Henriette
Robert Bach, Lenore Bach mit ihren Töchtern, Öl auf Leinwand. Von links: Therese, Katharina, Lenore, Maria und Henriette

Roberts Gesamtwerk besteht aus Ölgemälden, Holzschnitten und Entwürfen für Glasfenster. Sein Stil ist typisch für den Wiener Jugendstil, indem er mit Farben, Formen und Pinselstrichen experimentiert, und erinnert an die Gemälde von Carl Moll, einem guten Freund der Bachs, sowie an die grafischen Entwürfe der Klimt-Gruppe. Die Verbindung zur Gruppe um die Wiener Secession ist kein Wunder, wenn man Roberts Publikations- und Ausstellungsgeschichte betrachtet.


Im Jahr 1902 gehörte Robert zu der Gruppe von Künstlern, die ihre Arbeiten in der bahnbrechenden Designzeitschrift "Die Fläche" veröffentlichten. Sein Entwurf Vogel für ein Bleiglasfenster wurde von der US-amerikanischen Druckfarbenfabrik Ault & Wiborg zusammen mit mehreren anderen Entwürfen aus "Die Fläche" als Anzeige verwendet - ob die Künstler*innen mit der Verwendung einverstanden waren oder eine Vergütung erhielten, ist jedoch ungewiss.






1903 veröffentlichte Robert die Holzschnitte Kreuzweg aus Heiligenkreuz und Porträt (siehe unten) in der Zeitschrift Ver Sacrum, die mit der Sezession und der Klimt-Gruppe in Verbindung steht. Die beiden Werke befinden sich heute in der Sammlung des Albertina-Museums in Wien.




1904 stellte er in der Secession das Gemälde Weib mit Stier aus, das heute als verloren gilt. Im Jahr 1905 stellt er erneut in der Secession aus, diesmal zwei Gemälde mit dem Titel Kinderkopf, auf denen zwei seiner Töchter zu sehen sind.


Im Jahr 1906 gehörte Robert zu der Gruppe, die sich "Die Jungen" nannte, als sie in der Galerie Miethke ausstellte. Die Gruppe bestand aus ehemaligen Studenten der Kunstgewerbeschule, der heutigen Universität für angewandte Kunst, und insbesondere aus den ehemaligen Studenten von Professor Alfred Roller. Robert wurde 1906, 42 Jahre alt und war somit nicht mehr ganz jung, wir haben keinen Beweis dafür gefunden, dass er jemals an der Kunstgewerbeschule eingeschrieben war. Dennoch wurde sein Werk von dem verehrten Kunstkritiker Ludwig Hevesi sehr gut besprochen:



“Baron Robert Bach ist ein durchaus Farbiger, der in Symphonien von absoluter Farbe schwärmt. Ein Mädchen mit Katze geht im feurigsten Rot, nebst delikaten Gegenfarben, und zwei Ballszenen mit andeutungsweise gegebenen Figuren, deren Kleidung bloß Farbe zu sein scheint, das sind brillante Couleurproben.”



Robert Bach, Therese mit Katze, Öl auf Leinwand. Sammlung Renner-Lanjus
Robert Bach, Therese mit Katze, Öl auf Leinwand. Sammlung Renner-Lanjus

Auch wenn Robert kein Schüler von Alfred Roller war, so ist doch klar, dass sie sich kannten und in denselben Kreisen verkehrten. Im Jahr 1908 richtete eine Gruppe von Künstlerinnen und Künstlern eine Petition an die Regierung, in der sie um finanzielle Unterstützung für Kunstschaffenden baten, die keiner Künstlervereinigung angehörten. In dem Brief wird eine Ausstellung vorgeschlagen, die zur berühmten Kunstschau 1908 werden sollte. Robert ist einer der Unterzeichner, neben den legendären Künstlern Gustav Klimt, Josef Hoffmann, Otto Wagner, Kolo Moser und Alfred Roller. Viele der weiblichen Hauptfiguren, die systematisch aus dem Kanon von Wien 1900 ausgeschlossen wurden, sind ebenfalls vertreten, darunter Milewa Roller, Elena Luksch-Makowsky, Rosalia Rothansl, Adele Stark und Jutta Sicka. Die meisten der Unterzeichnenden stellten auf der Kunstschau 1908 aus, doch Robert nahm aus noch unbekannten Gründen nicht teil. Dennoch ist die Petition ein wichtiges Dokument, das zeigt, in welches Netzwerk Robert eingebunden war, und das sein künstlerisches und Kulturpolitisches Engagement unterstreicht.





In den späten 1890er bis 1910er Jahren waren Robert und Lenore Bach besonders berühmt für ihre Sonntagssalons, in denen sie die Künstler, Komponisten und Musiker der Wiener Avantgarde empfingen, was die Stellung der Bachs im künstlerischen Netzwerk der Zeit weiter festigt. Wenn Sie an einer ausführlicheren Beschreibung der Sonntagssalons interessiert sind, schauen Sie sich bitte unbedingt den Blogbeitrag über Lenore Bach an.


Die Informationen über Roberts Leben in den 1910er und 1920er Jahren sind leider sehr lückenhaft. Vielleicht war er aufgrund der Ereignisse des Ersten Weltkriegs weniger geneigt auszustellen, oder er zog sich wegen einer Krankheit immer mehr aus der Gesellschaft zurück. Wir hoffen, im Zuge der Transkription und Digitalisierung der Dokumente in unserem Archiv mehr über seine späteren Jahre herauszufinden. Robert starb 1927 im Alter von nur 62 Jahren an Krebs. Sein Nachlass wurde zwischen Lenore und den vier Töchtern aufgeteilt.


Robert Bach an einem Tisch sitzend
Robert Bach an einem Tisch sitzend

Quellen:

Bernhard Denscher. (2024). „Die Fläche“ in den USA. Austrian Posters. https://www.austrianposters.at/2024/08/31/flaeche/


Die Vereinigung Bildender Künstler Österreichs Secession. (1904). XX. Ausstellung bildender Künstler Österreichs Secession ׀׀׀ Wien März ∙ April ∙ Mai ∙ 1904. Holzhausen. https://digitale-bibliothek.belvedere.at/viewer/!metadata/1413901313808/20/LOG_0010/


Die Vereinigung Bildender Künstler Österreichs Secession. (1905). XXIII. Ausstellung der Vereinigung bildender Künstler Österreichs, Secession Wien, März - Mai 1905. https://hauspublikationen.mak.at/viewer/image/AC02229725_23/5/


Hevesi, L. (1906). Aus dem Wiener Kunstleben. In A. Von Skala (Ed.), Kunst und Kunsthandwerk: Monatszeitschrift IX (pp. 732–733). https://hauspublikationen.mak.at/viewer/image/1354631556031_0001/1/


Hillenbrand, M. (2020). Heinrich Molbe (1835-1915). Klassika. https://www.klassika.info/Komponisten/Molbe_Heinrich/index.html


Hoffman, J., Moser, K., Von Myrbach-Rheinfeld, F., & Roller, A. (Eds.). (1902). Vogel [Entwurf für eine Bleiverglasung] von Robert Freiherr von Bach. In Die Fläche I (p. 17). Anton Schroll. https://sammlung.mak.at/de/collect/vogel-entwurf-fuer-eine-bleiverglasung-von-robert-freiherr-von-bach_286824


Hoffman, J., Moser, K., Von Myrbach-Rheinfeld, F., & Roller, A. (Eds.). (1903). Entwurf für Bleiverglasung [Hahn] von Robert Freiherrn von Bach. In Die Fläche I (p. 62). Anton Schroll. https://sammlung.mak.at/de/collect/entwurf-fuer-bleiverglasung-hahn-von-robert-freiherrn-von-bach_287164


Robert Bach: Porträt - Selbstbildnis, im Hintergrund Baden mit Schloss Leesdorf, welches Bach 1897 erworben hat. (n.d.). ALBERTINA Online. https://sammlungenonline.albertina.at/?language=de#/query/ae4f36df-8d69-4f0c-95bf-4c94678111d7


Robert von Bach: Kreuzweg aus Heiligenkreuz. (n.d.). ALBERTINA Online. https://sammlungenonline.albertina.at/?language=de#/query/fbe16457-2131-40c6-97a7-7f803d9121a3


Ver Sacrum. (1903). Ver Sacrum. In Ver Sacrum (Jahrgang 6, Heft 17). https://hauspublikationen.mak.at/viewer/image/Ver_sacrum_1903_6_17/1/LOG_0003/


Wien Geschichte Wiki. (n.d.). Alexander von Bach. https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Alexander_von_Bach

 
 

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