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Lenore Bach

  • emiliemalmgren
  • 20. Feb.
  • 3 Min. Lesezeit

Die talentierte Sängerin und Malerin stand im Zentrum des Wiener Kulturlebens um 1900. In ihren Sonntagssalons brachte sie österreichische und internationale Musiker*innen und Künstler*innen zusammen und spielte eine wichtige, wenn auch vergessene Rolle im Netzwerk des Wiener Jugendstils.


Lenore um 1884.
Lenore um 1884.

Eleonore Josepha Maria Theresia Auguste Bach wurde am 21. April 1869 in Salzburg geboren. Ihre Eltern, Otto und Therese Bach, waren beide professionelle Musiker*innen und die Musik prägte ihr Leben, als sie aufwuchs.

Dr. Otto Bach (1833-1893) war Kapellmeister des Salzburger Doms und Direktor des Mozarteums. Er war auch Komponist und seine Oper Leonore aus dem Jahr 1874 wurde sicherlich nach seiner Tochter benannt. Therese (1827-1884), geb. Janda, war eine professionelle Opernsängerin und Pianistin, zu deren Arbeitgebern unter anderem die Wiener Hofoper und das Hoftheater Hannover zählten. Sie unterrichtete Gesang am Wiener Konservatorium und war, wie ihr Mann, Komponistin. Otto und Therese arbeiteten eng zusammen, zum Beispiel bei der „Katharinen-Quadrille für Großes Orchester“, die Therese komponierte und Otto orchestrierte.


Im Jahr 1880, als Lenore 11 Jahre alt war, übernahm Otto die Stelle des Kapellmeisters an der Votivkirche in Wien, und die Familie übersiedelte in die pulsierende kaiserliche Metropole. Zu dieser Zeit wurden viele der Wahrzeichen der Stadt entlang der berühmten Ringstraße, wie das monumentale Natur- und Kunsthistorische Museum und das beeindruckende Rathaus, errichtet. Die privilegierte Wiener Oberschicht verbrachte ihre Tage in Cafés und ihre Nächte bei prächtigen Bällen und in der reichen Musikszene, was der Stadt den Titel „Stadt der Musik“ einbrachte.


Lenore in eleganter Kleidung, fotografiert zwischen 1889 und 1900.
Lenore in eleganter Kleidung, fotografiert zwischen 1889 und 1900.

Kunst und Musik

Es ist kein Wunder, dass Lenore, die in einem musikalischen Elternhaus aufwuchs und ihre Jugend in der „Stadt der Musik“ verbrachte, selbst eine begabte Sopranistin und Oratoriensängerin wurde und viele Male in dem goldenen großen Saal des Wiener Musikvereins, auftrat. Sie erhielt ihre Ausbildung wahrscheinlich von ihren Eltern und privaten Tutoren, aber wir haben noch keine überzeugenden Quellen über ihre Ausbildung gefunden.


Lenore war nicht nur eine hervorragende Sängerin, sondern auch eine begabte Malerin. Der zeitgenössische Kunsthistoriker Josef Strzygowski beschrieb sie in einer Ausstellungsrezension: “Baronin Lenore Bach, die sich berauscht an dem saftigen Grün, das zwischen Sonne und Schatten spielt”, wobei er sich auf die impressionistischen Landschaftsmotive bezog, die den Großteil ihres Werks ausmachen. Im Januar 1913 stellte sie zwei dieser Werke in der Wiener Secession aus. Beide Gemälde wurden verkauft und eines davon wurde laut Lenores Tochter Maria im berühmten Hotel Sacher aufgehängt. Maria beschrieb auch Lenores energische Malpraxis: Sie schnallte ihre Pinsel, Farbe, Leinwand und Staffelei einfach auf ihr Fahrrad und fuhr hinaus, um zu malen.





Ehe und spätere Leben

Im Jahr 1890 heiratete Lenore ihren Cousin Robert Bach, und ein Jahr später wurde ihre erste Tochter Therese geboren. Drei weitere Töchter, Katharina, Maria und Henriette, folgten in den Jahren 1892, 1896 und 1903. Die Ehe mit Robert war liebevoll, und da sie das Interesse an der Kunst teilten, unterstützten sie sich gegenseitig in ihrer Arbeit, so wie es Lenores Eltern getan hatten. Maria beschrieb, wie ihre Eltern malten, musizierten und in den Kreisen der kulturellen Elite Wiens verkehrten. Das Paar veranstaltete Sonntagssalons in ihren Schlössern Leesdorf, Braiten und Mauerbach wo sie und ihre Gäste Kammermusik spielten und über die neuesten kulturellen Entwicklungen diskutierten. Zu den Gästen zählten Musiker*innen und Künstler*innen gleichermaßen: Johannes Brahms, Gustav und Alma Mahler, Arthur Nikisch, Gustav Klimt, Oskar Kokoschka, Ferdinand Hodler, Akseli Gallen-Kallela und Richard und Elena Luksch-Makowsky sind nur einige der Gäste, die den Bach-Sonntagssalon besuchten.



Lenore gemalt von ihrem Ehemann Robert Bach. Im Hintergrund sind die Gärten von Schloss Mauerbach zu erkennen.
Lenore gemalt von ihrem Ehemann Robert Bach. Im Hintergrund sind die Gärten von Schloss Mauerbach zu erkennen.


Vermächtnis Nachdem Robert 1927 gestorben war, wurde sein Nachlass zwischen Lenore und den vier Töchtern aufgeteilt. Lenore zog in eine Wohnung in Wien, in der sie lebte, bis finanzielle Schwierigkeiten sie dazu zwangen, sie zu verkaufen und den Großteil ihrer Möbel 1936 zu versteigern. Danach zog sie in das Familienhotel Tulbinger Kogel, wo sie den Rest ihres Lebens eher zurückgezogen lebte. Sie starb 1939 in Wien.


Lenores Werk geriet lange Zeit in Vergessenheit - ihre Gemälde blieben in der Familiensammlung erhalten, wurden aber nie mehr ausgestellt. Heute ist die Sammlung Renner-Lanjus aktiv damit beschäftigt, das Netzwerk und die Position der Familie Bach zu erforschen und die Werke wieder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.



Lenore in den Gärten von Schloss Mauerbach im Jahr 1919.
Lenore in den Gärten von Schloss Mauerbach im Jahr 1919.


Quellen:

Bach, Maria. Blitzlichter aus meinem Leben. 1972.

Böhm, August Edlen von Böhmersheim. Geschichte des Singvereines der Gesellschaft der musikfreunde in Wien; festschrift zum fünfzigjährigen Singvereins-jubiläum, Adolf Holzhausen k.u.k. Hof und Universitäts-Buchdrucker, 1908.

Hopkins Porter, Cecelia. “Maria Bach: Vienna from Imperial Splendor to the Second Republic” in Five Lives in Music, University of Illinois Press, 2012.

Strzygowski, Josef. “Feuilleton. Sezession”, Die Zeit, 1.2.1913, pp. 1–2.

Wien Geschichte Wiki. Otto Bach. https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Otto_Bach (17.2.25)

 
 

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